Start- und Willkommensplatz Missen-Wilhams

Carl Hirnbein (1807 bis 1871) ist der große Sohn der Gemeinde Missen-Wilhams. Im Jahr 1830 stellte er in Wilhams den ersten Limburger Weichkäse im Allgäu her. Die Umstellung von der Leinenwirtschaft auf die Milchwirtschaft ist ihm zu verdanken und wird als Weg vom blauen zum heute bekannten grünen Allgäu der Alpwirtschaft und des Tourismus beschrieben. Ihm zu Ehren wurden ein Museum und der Carl-Hirnbein-Erlebniswanderweg zwischen Missen, Wilhams und Weitnau eingerichtet.

Aus Blau wird Grün

In diesem Ort fand ich einen neuen Helden – einen Mann, der längst nicht mehr unter uns weilte, dessen Ideen aber eine ganze Region verändert hatten. Sein Geist war bis heute zu spüren, hier und an anderen Orten des Allgäus.

Carl Hirnbeins Spuren konnte ich leicht folgen, so tief waren seine Fußabdrücke. Was ihn prägte, wurde zur Grundlage einer Erfolgsgeschichte: Seine Persönlichkeit war geformt von der tüchtigen Mutter und dem sozial handelnden wie auch unternehmerisch denkenden Vater.

Ich wandelte auf den Fährten seiner Jugend, als wäre sie gestern gewesen, dabei lag sie schon zwei Jahrhunderte zurück. Gefördert wurde er, geistig wie körperlich. Als junger Mann kannte er alles: die praktische Arbeit des Viehhütens, aber auch das Kaufmännische, die harten Zahlen, die sich hinter Bilanzen verbargen.

Als sein Wirken begann, war das Allgäu noch blau von der Flachsblüte. Doch die Zeit mit ihren mechanischen Errungenschaften machte es den Einheimischen schwer. Der Held erkannte, dass sich die Region mit ihrem fruchtlosen Boden mehr zur Milch- als zur Leinenwirtschaft eignete. Er hatte eine Vision: „Das Allgäu soll ein Milch- und Käseland werden.“

Er revolutionierte alles, aber mit Bedacht: die Auswahl des richtigen Viehs, die Bestandserhöhung, die Vergrößerung der Futterflächen, die Erschließung der Bergwiesen, die Herstellung eines schmackhaften und gleichzeitig haltbaren Käses und dazu das nötige Handelsnetz. Dabei garantierte er den Bauern, bestimmte Milchmengen abzunehmen. Sein Handeln brachte ihm den Beinamen „Notwender“ ein.

Unter ihm wurde es grün, das Allgäu. Und der Visionär hatte noch nicht genug. Bis zum Grünten konnte ich seinen Spuren folgen und traf mit dem Grüntenhaus auf das erste Hotel der Region. Reich war er geworden, besaß viele Hektar Land und über hundert Alpen, so wurde er zum „Alpkönig“. Ich war fasziniert von der Weitsicht und Lebensleistung eines einzelnen.