Linderhütte

Quelle: ÖTK Lienz, Autor: ÖTK

ÖTK-Schutzaus Linderhütte am Spitzkofel in den Lienzer Dolomiten, Osttirol
Spitzkofel-Klettersteig (B) vorbei an der Linder-Hütte (Biwakschachtel) zum Gipfel des Spitzkofel in den Lienzer Dolomiten
Innenraum der Linderhütte mit Schlafplatz, Kochstelle (Ofen) und Sitzgelegenheit
Spitzkofel mit Linderhütte vom Parkplatz der Dolomitenhütte
Bergsteigergruppe vor der Linder-Hütte des ÖTK anno 1900
Linder Hütte des Österreichischen Touristenklub, Sektion Lienz mit Stempel vom Kerschbaumeralm-Schutzhaus
Linderhütte der ÖTK-Sektion Lienz

Die Hütte

Die Nacht vor dem Gipfelanstieg auf den Hausberg der Lienzer verbringt mancher Bergsteiger 324 Meter vom Gipfel des Spitzkofel entfernt, in der unvergleichlich gelegenen Linderhütte der ÖTK-Sektion Lienz. Sie ist die älteste Schutzhütte in den Lienzer Dolomiten und zugleich genießt sie den Ruf, einer der aussichtsreichsten Plätze in den Gailtaler Alpen zu sein.

Lage

Die Linderhütte des ÖTK ist eine Biwakschachtel auf 2683 müA. in den Lienzer Dolomiten. Sie befindet sich nur 35 Höhenmeter unterhalb des Gipfels auf dem Spitzkofelgrat, östlich der Spitzkofelsüdwestschulter, etwa 15 Minuten vom Spitzkofel (2716 müA.) entfernt.

Geschichte

Sie ist die älteste Hütte in den Lienzer Dolomiten. Im August 1884 wurde auf Initiative des Lienzer Bäckermeisters und Gastwirts Ignaz Linder, dem Begründer der Sektion Lienz des ÖTK, eine Schutzhütte auf dem Spitzkofel errichtet. Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ berichtete damals, dass 106 Bergsteiger den ca. 2000 m großen Höhenunterschied überwanden, um dem Ereignis beizuwohnen.

Es gab damals kaum Steige in den Lienzer Dolomiten. Der Bergpionier Linder schleppte nicht nur das ganze Baumaterial bis knapp unter den Spitzkofel. Als er den honorigen, aber als eher knauserig bekannten Eisenhändler Max Keller um einen günstigen Ofen für seine Hütte fragte, meinte dieser: „Wenn du ihn bis hinauf trägst, gebe ich ihn dir kostenlos!“ Keller unterschätzte den Bergfex. Linder hatte ihn auf eigenen Schultern 2000 Höhenmeter zur Linder-Hütte geschleppt. Das schwere, gusseiserne Stück steht heute noch in der Hütte, wenn auch nicht mehr in Funktion.

Einen schweren Rückschlag erlitt die Hütte im ersten Weltkrieg. Sie wurde von den Landesverteidigern besetzt und wenig geschont, so dass sie in den ersten Nachkriegsjahren praktisch unbenutzbar war. In mühevoller Arbeit richtete man sie wieder her. Im Jahr 1942 riss ein Sturm das Dach ins Hallebachtal runter. Erst 1958 erfolgte die neuerliche Renovierung der in der Zwischenzeit zur Ruine verkommenen Schutzhütte. Doch die Baussubstanz war der exponierten Lage nicht gewachsen. 

Anfangs der 90er Jahre entschloß sich der ÖTK zu einer Generalsanierung. Durch eine Bausteinaktion wurden Dank vieler „kleiner und großer Spender“ die erforderlichen Geldmittel aufgebracht und nach zweijähriger Vorbereitungszeit die endgültige Renovierung in Angriff genommen. Am 26.8.1995 war es dann soweit: Zu ihrem 111-jährigen Jubiläum war die Linder-Hütte des Österreichischen Touristenklubs wieder benutzbar.

Im Oktober 2018 riss ein verheerender Orkan das Dach von der Hütte. Mit Hilfe der Plattform architektur & Osttirol, einer Reihe Osttiroler Unternehmen (die ihre Leistungen kostenlos erbrachten) und vieler freiwilliger Helfer konnte in den Sommermonaten 2019/20 die Hütte generalsaniert werden. So dient sie weiterhin Bergsteigern und Alpinisten als Stützpunkt und Notunterkunft.

Anekdote zur Linderhütte

In der Linderhütte saß ich einmal allein. Bei gutem Wetter war ich auf dem Spitzkofel gewesen, hatte den Glöckner, die lange Tauernkette bewundert: über dem Laserzkessel, über Julier und Karnische Kette war ein förmliches Jauchzen: „Kommt zu uns, alle, die ihr müh mühselig und beladen seid!" Dann waren die Wolken auf aufgezogen und der Sturm heulte um die Hütte. Ich hatte Zeit und blieb. Kochte geruhsam Tee und ergötzte mich am Flammengaukelspiel.

Da hörte ich reden. Zwei Mäd Mädchen. ­Beide müde und abgehetzt. Eine trug das ÖTK-Klubabzeichen und war halbwegs ausgerüstet, das andere Mädchen hatte zerrissene Stadtschuhe. Sie hatten sich die Sache anders vorgestellt, waren den Markierungen nachgegangen, bis sie Angst vor der Umkehr hatten und lieber weiter bis zur Linderhütte sich mühten. Das Wetter wurde ganz schlecht. Wir mussten bleiben und befreundeten uns.

Herausgestellt von allem, was Konvention und Phrase ist; sicher gleichwohl folgend den bestimmten Grenzen zarter Weiblichkeit und Reinheit; die Plauderstunde mit den Mädchen dort oben wurde zum Erlebnis, an das ich gern und oft zurückdenke. "Knospe der Liebe stille sprang. Atmende Blüte schienst du mir, schön wie die Morgenröte die Wange. Zum erstenmal in seliger Bange rauschte mein Blut – nach dir. Suchte durch Worte hin und her, suchte dich, bis alles Wünschen schwer und müd in der Bergnacht versank".

(Quelle: ÖTK-Magazin anno 1929, Auszug aus der Sonderausgabe zum 60-jährigen Jubiläum des ÖTK).

 Fakten

  • Gebirgsgruppe: Lienzer Dolomiten (AV 56)
  • Standort: Grat des Spitzkofels
  •  Namensgebung: Ignaz Linder, 1. Vorstand der ÖTK-Sektion Lienz und Erbauer der Hütte
  • Bewirtschaftung: Offene Unterstandhütte mit Herd (kein Brennholz, kein Wasser)
  • Schlafstellen: 8 Matratzenlager

Zustiege

  • Vom Kerschbaumeralm-Schutzhaus, Gehzeit ca. 2 ½ - 3 Stunden
  • von Thal, Gehzeit ca. 5 Stunden
  • zum 
Gipfel des Spitzkofel (2716 müA.), ca. 15 Minuten

Karten

  • Freytag & Berndt (50): 182
  • ÖK (50, 25V): 179
  • K (50): 47

Planquadrat

BMN 3712-0480-1c

Info

Höhe 2683 m

Kontakt

Linderhütte, 9908 Amlach, Österreich
linderhuette@oetk.at
linder.schutz.haus

Öffnungszeiten

Offene Unterstandhütte, nicht beheizbar, kein Wasser, 6 Schlafstellen

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

  • Bahnstation: Lienz, Thal (Fpl.-Nr. 22a)
  • Busstation: Leisach (Fpl.-Nr. 5018, 5021), Amlach (Fpl.-Nr. 8510, 8512), Luggauer Brückele (Fpl.-Nr. 5021)

Anfahrt

In Lienz auf dem „Stadtweg" bis zum Klammbrückl

Parken

Parkplatz beim Klammbrückl

Weitere Informationen

Preise

Als ÖTK-Mitglied profitierst du neben einem Heimvorteil in über fünf Dutzend ÖTK-Schutzhütten auch bis zu 50 % Ermäßigung bei der Nächtigung in Hütten anderer alpiner Vereine in Österreich, Südtirol, Tschechien, Slowakei, Slowenien und Liechtenstein.

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