Engelhartszell- Über Maut & Fliesteiner

Marktkirche Engelhartszell

Beschreibung

Engelhartszell ist ein Erlebnis für sich! Der kleine Donaumarkt liegt eingebettet im waldreichen Durchbruchstal der oberen Donau unweit der Grenze zu Bayern.

Das schmucke Ortszentrum bildet die von historischen Häusern gesäumte Marktstraße. Beachtenswert: Die Fassaden bestechen durch Schlichtheit gepaart mit wundervollen architektonischen Details, wie Türstöcke, Türblätter, Schein­fassaden, ... – einfach sehen und entdecken! Das Gesamtensemble erzählt von einer langen Historie als bedeutende Mautstation im Grenzgebiet.
 
Bereits 1194 wird die Mautstation Engelhartszell urkundlich erwähnt. Die Endung „-zell“ des Ortsnamens lässt dabei auf eine einstige Einsiedlerklause, auch Zelle genannt, schließen. Entlang des Donausteiges entdecken wir noch weitere Ortsnamen die auf solche Einsiedeleien (=Zellen) hinweisen, wie z.B. Obernzell, Innzell, …
1293 wird Engelhartszell erstmalig als Markt erwähnt. Das Wappen des Marktes zählt übrigens zu den ältesten von Oberösterreich, so gibt es eine erste Darstellung von 1700! Im Jahr 1450 erfolgte dann die Errichtung einer kaiserlichen Mautstation. Jedes Schiff musste hier anlegen. Eine über die Donau gespannte Kette sorgte dafür, dass dem auch entsprochen wurde. Anschließend mussten die Schiffe vollständig entladen und die Waren verzollt werden. Zusätzlich waren für das festgemachte Schiff ein Haftgeld (=Liegegebühr) und Lagerplatzmiete für die ausgeladenen Waren zu bezahlen. Das Ent- und Beladen der Schiffe brauchte natürlich seine Zeit und dauerte vielfach bis zu drei Tage. Diese „erzwungene“ Aufenthaltsdauer verhalf Engelhartszell zu einem wirtschaftlichen Aufschwung: so gab es 8 Gasthäuser, 6 Bäcker, 5 Fleischer, einen Schmied, ... Weitere 430 Jahre sollte diese sichere Einnahme­quelle sprudeln, dann wurde 1880 das Zollamt nach Passau verlegt und damit das Ende der wirtschaft­lichen Blütezeit von Engelhartszell eingeläutet. Heute lassen zahlreiche Hinweistafeln an den Gebäuden der Marktstraße und natürlich das große Sgraffito (=Kratzputzbild) am ehemaligen Kaiserlichen Mauthaus in diese glorreiche Vergangenheit zurückblicken.
 
In Engelhartszell war einst auch das Gewerbe der Fliesteiner beheimatet. Fliesteiner waren schnelle Botenschiffe (17 m lang und 2,2 m breit) mit einer Hütte in der Mitte. Diese wurden auf der Donau für kleinere Personengruppen- bzw. Warentransporte eingesetzt und verkehrten z.B. zwischen Passau und Linz regelmäßig. Stromaufwärts konnten sie von einem einzelnen Pferd gezogen werden, welches bei der Naufahrt (=Fahrt stromabwärts) mit an Bord kam. Die Fliesteiner fuhren vom 17. Jhdt. bis zum Anfang des 19. Jhdt., dann wurden sie von der Dampfschifffahrt verdrängt. Auf dem großen Sgraffito (=Kratzputzbild) des Kaiserlichen Mauthauses ist so ein Botenschiff abgebildet. In der Ausstellung „Donaugeschichten“ der Engelhartszeller Donauwelt können wir sogar eines in natura sehen. Übrigens: Die Tracht der Fliesteiner kleidet heute die Musikkapelle Engelhartszell!
 
Im Jahr 1994 war Engelhartszell der Veranstaltungsort für die Oberösterreichischen Landesausstellung „Die Donau“. Daraus hat sich im Anschluss die Engelhartszeller Donauwelt entwickelt, die heute mit ihren zahlreichen Schauplätzen Engelhartszell zu einer einzigartigen Erlebniswelt „Donau“ werden lässt. Mehr dazu auf der Folgeetappe des Donausteiges bei den einzelnen Donauwelt-Schauplätzen.
 
Tipp: Ein kurzer Spaziergang entlang der Marktstraße - vom Gemeindeamt bis zum Kaiserlichen Mauthaus (heute der Sitz der Energie AG) - eröffnet schöne Einblicke in goldene Epoche der Donaumaut. Dabei besonders auf die versteckten architektonischen Kleinode achten, wie z.B. Türstöcke, Türblätter, ...  – einfach herrlich!

Kontakt

Marktplatz 61, 4090 Engelhartszell, Österreich
+43 7717 8055
gemeinde@engelhartszell.ooe.gv.at
engelhartszell.at
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