Eiskogel Terrassenspaziergang

Quelle: DAV Sektion Frankfurt/Main, Autor: Christoph Schumacher

Eiskogel und Kreuzreifhorn von der Hütte aus gesehen
In der 9. Seillänge
In der 10. Seillänge
Am Gipfel des Eiskogels, im Hintergrund das Kreuzreifhorn

Die Tour

Lange, aber leichte und verhältnismäßig gut abgesicherte Kletterroute durch die NW-Wand des Eiskogels mit kurzem Zustieg von der Schmidt-Zabierow-Hütte.

Der Name "Terrassenspaziergang" der Route ist Programm. Im Verlauf werden mehrere Schutt-Terrassen überquert, die zugleich die Möglichkeit bieten, die Tour abzubrechen. Die Absicherung ist zwar nicht üppig, aber an den entscheidenden Stellen sind immer ausreichend Bohrhaken vorhanden, die zudem meist noch zusätzlich mit einer kurzen Seilschlinge markiert sind und daher etwas besser sichtbar sind, was die Orientierung deutlich vereinfacht. 

Dadurch und wegen des kurzen Zustiegs von der Schmidt-Zabierow-Hütte ist die Route trotz der insgesamt 18 Seillängen auch für weniger erfahrende Seilschaften an einem Tag gut machbar.

Autorentipp

  • Aufgrund der NW-Ausrichtung der Wand ist die Route gut geeignet für heiße Tage, da die Sonne erst relativ spät hineinscheint. Umgekehrt ist an kalten Tagen die Ausrichtung ungünstig.
  • Im Frühsommer liegt meist noch viel Schnee auf den Schuttbändern und auf dem Weg zum Einstieg, so dass die Tour eher für den Hoch- oder Spätsommer geeignet ist (frühestens ab Anfang Juli bei günstiger Schneelage). 
  • Die Tour ist zwar relativ lang, es bestehen aber mehrere Möglichkeiten, über Schuttbänder auszuqueren und die Tour somit abzubrechen.

Info

Schwierigkeit
IV-
mittel
Aufstieg
549 hm
Abstieg
548 hm
Tiefster Punkt 1920 m
Höchster Punkt 2347 m
Dauer
6:30 h
Strecke
3,5 km

Details

Zustieg 30 m, 20 min
Wandhöhe 420 m
Kletterlänge 700 m, 6:30 h
Seillänge 1 x 50 m
Kondition
Erlebnis
Landschaft
Gefahrenpotential
Exposition
N
O
S
W

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Schmidt-Zabierow-Hütte

Ziel

Eiskogel

Weg

Zustieg:

Von der Schmidt-Zabierwo-Hütte zunächst auf Weg Nr. 613 Richtung Wehrgrubenjoch, den man aber bald nach links verlässt, um weglos über einen plattigen Rücken hinter der tiegsten Einsenkung der großen Wehrgruppe Richtung NW-Wand des Eiskogels zu gehen. Man steuert dabei eine kleine Rinne an, die etwas links von der Steilrinne liegt, die von der Scharte zwischen Eiskogel und Kreuzreifhorn hinunterzieht. Etwas links davon befindet sich, meist über einem ausgeprägten Schneefeld, die Einstiegstafel mit dem ersten Standplatz der Route. Zeit für den Zustieg zur Hütte: ca. 20 min.

Route:

Der Verlauf der Route ist durch das Topo auf bergsteigen.com sowie das Topo auf der Website der Schmidt-Zabierow-Hütte sehr gut beschrieben. Sogar die Anzahl und Position der Haken in den Topos stimmen exakt. Die Orientierung wird zusätzlich dadurch erleichtert, dass viele der Bohrhaken mit kurzen Seilschlingen versehen sind, so dass man sie besser sieht. Zur Ergänzung daher hier nur folgende Informationen:

  • Die ersten 4 Seillängen verlaufen im weniger steilen unteren Teil der Wand, die 3er-Stellen sind kurz und eher die Ausnahme. Wer hier schon Probleme hat, sollte die Abbrauchmöglichkeit über das Band in der 5. Seillänge nutzen. Richtig los geht es also erst mit der 6. Seillänge.
  • Die 5. 8. und 11. Seillänge verlaufen auf Schutt-Bändern und sind Gehgelände. Wenn man hier das Seil aufnimmt und gemeinsam am Seil geht, kann man Zeit sparen. 
  • Die 7. Seillänge hat, anders als im Topo von bergsteigen.com behauptet, keine 60m, sondern nur 50 m, es reicht also ein 50 m Seil
  • Die 9. und 10. Seillänge haben wir als die schönsten und anspruchvollsten Seillängen empfunden. 
  • Der Standplatz am Beginn der 12. Seillänge am oberen Rand des Schuttbandes der 11. Seillänge ist besonders bequem und gut für eine längere Pause geeignet
  • Die 3+-Stelle in der 15. Seillänge ist meist nass, was es insgesamt schwieriger und unangenehmer macht, als der angegebene Grad vermuten lässt.
  • Die 17. Seillänge sind ebenfalls keine 60 m, aber auch etwas mehr als 50 m. Wenn man hier durchsichern will und nur 50 m zur Verfügung hat, kann man sich damit behelfen, dass man am Standplatz die Standschlinge etwas verlängert (ca. 1 m mehr als üblich) und für die einzige Zwischensicherung eine möglichst lange Express-Schlinge verwendet, um den Seilverlauf zu begradigen. Mit diesen Maßnahmen schafft man es, gerade mit 50 m auszukommmen. Da diese Seillänge aber mit 1 - 2 ohnehin sehr leicht und wenig ausgesetzt ist, ist es auch eine Option, hier ganz auf das Sichern zu verzichten.

In keiner Seillänge finden sich mehr als 5 Zwischensicherungen. Die Bohrhaken sind eigentlich immer dort, wo es darauf ankommt, so dass kaum Bedarf für eine zusätzliche Absicherung durch Keile oder Friends besteht. Abgesehen davon lassen sich diese kaum sinnvoll einsetzen, weil sich die schwierigsten Stellen fast immer auf kompakten Platten befinden. Man kann also gut mit entsprechend reduzierter Ausrüstung antreten. 

Gesamt-Kletterzeit: je nach Routine und Sichern in den Gehpassagen zwischen 5 und 7,5 h

Abstieg:

Wenn man vom Gipfel wenige Meter Richtung Kreuzreifhorn geht, kommt man zu einem Metallbügel, von dem aus man sich Richtung ONO abseilen kann. Wenn man zwei Halbseile von je 50 m oder mehr zur Verfügung hat, erreicht man direkt eine grasdurchsetzte, z.T. schrofige Rampe abwärts, die sich gut zum Michael-Steiner-Weg absteigen lässt. Den Weg selbst erreicht man von oben aber nicht direkt durch Abseilen, und man sieht den Weg auch erst beim Abseilen, nicht bereits am Abseilstand. Für diejenigen, die nur ein Einfachseil zur Verfügung haben, gibt es nach knapp 25 m einen zweiten Abseilstand. Möglicherweise lässt sich von diesem der Michael-Steiner-Weg mit 2 50m Halbseilen erreichen, wenn man den Fußabstieg zum Weg vermeiden möchste, eine Garantie kann der Autor dafür aber nicht geben.
Am Ende der Abseilstrecke unbedingt prüfen, ob sich das Seil abziehen lässt. Da der Fels ziemlich rauh ist, hatten wir ziemlich viel Reibung beim Abziehen und entsprechende Mühe.

Statt zum Michael-Steiner-Weg abzuseilen, kann man auch 2x in die Scharte zwischen Eiskogel und Kreuzreifhorn abseilen, um dann aus der Scharte über den NO-Grat zum Kreuzreifhorn aufzusteigen (2 - 3). Vom Gipfel des Kreuzreifhorns dann auf dem Michael-Steiner-Weg zurück zur Schmidt-Zabierow-Hütte. Diese Variante benötigt deutlich mehr Zeit als der direkte Abstieg.

Auf dem rot markierten Michael-Steiner-Weg in beiden Varianten zurück zur Hütte, wobei dieser im weiteren Verlauf noch viel Schotter und einige kurze schrofige Kletterstellen (1) zu bieten hat.

Zeit für den Abstieg: Für das Abseilen mind. 1/2 h, eher mehr, da es kaum gelingt, das Seil mit einem Wurf komplett bis zum Ende auszuwerfen. Abstieg vom Ende der Abseilstrecke zum Michael-Steiner-Weg ca. 10 min, weiter auf dem Michael-Steiner-Weg zur Hütte  ca. 1,25 h

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

  • Mit dem Bus Linie 260 von Bad Reichenhall oder Saalfelden nach Lofer Haltestelle "Mittelschule / Tourismusverband"
  • Mit dem Bus Linie 4012 von Lofer Mittelschule / Tourismusverband oder von St. Johann zur Haltestelle "Lofer Hochtal". Nähere Infos und Fahrplan siehe www.salzburg-verkehr.at
  • Ab dort zu Fuß auf dem Fahrweg durch das Loferer Hochtal bis zum Hütten-Parkplatz (ca. 30 min).
  • Ab dem Parkplatz Aufstieg zur Hütte auf Weg Nr.  601

Anmerkung: der Autor hat die Anreise von Frankfurt/Main mit öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb eines (Wochen-)Tages inklusive Hüttenaufstieg zur Schmidt-Zabierow-Hütte selbst erfolgreich ausprobiert. 

Anfahrt

  • Aus Deutschland über Inntal-Autobahn bis Ausfahrt Oberaudorf, weiter auf Bundesstraße über Walchsee und Erpfendorf bis kurz vor Lofer, dort rechts ins Loferer Hochtal einbiegen.
  • Vom Raum Salzburg über Bad Reichenhall, Steinpass und Lofer, weiter Richtung St. Johann und noch vor dem Ortsende links ins Loferer Hochtal einbiegen
  • Aus Kärnten über Tauern-Autobahn, Bischofshofen, Saalfelden und Lofer und kurz hinter Lofer links ins Loferer Hochtal einbiegen

Parken

Auf dem Hüttenparkplatz im hintersten Loferer Hochtal

Weitere Informationen

Ausrüstung

  • 6 Express-Schlingen sind ausreichend
  • Keile oder Frieds werden nicht benötigt
  • Seillänge mindestens 50 m (dann sehr knapp, siehe Wegbeschreibung), besser 55 m

Sicherheitshinweise

  • Im Verlauf der Route sind mehrere Schuttbänder zu überqueren, so dass für Nachsteigende und nachfolgende Seilschaften hohe Steinschlaggefahr besteht. 
  • Aufgrund der Länge der Tour ist frühzeitiger Aufbruch anzuraten

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