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Aussichtspunkt Linda (Bergknappenweg)
Quelle: Montafon Tourismus GmbH, Autor: Montafon-Projekt der Goethe-Universität Frankfurt am Main / Texte: Prof. Dr. Rüdiger Krause und Mitarbeiter, Institut für Archäologie Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Beschreibung
frühe Besiedlungs- und Bergbaugeschichte des Montafon
Bartholomäberg – die Wiege des Montafon
4000 Jahre Siedlungstätigkeit und ältester Bergbau im Montafon
Die Besiedlungsgeschichte der Alpen ist eng mit dem Lebensraum, dem Klima und den Gletschern verbunden. Die Alpen bieten unterschiedliche Siedlungs- und Lebensräume von der flachen Voralpenzone, den Talschaften und inneralpinen Beckenlagen über submontane bis zu montanen Höhenlagen über die Waldgrenze hinaus. Die Täler und das Gebirge boten zunächst nur wenige geeignete Siedlungslagen, die für dauerhafte und ganzjährig genutzte Siedlungen geeignet sind. Erst in jüngster historischer Zeit wurden die Bachläufe in den Tälern gebändigt und
Siedlungsraum in den flachen Tallandschaften geschaffen, was nicht ohne Auswirkungen auf das Wechselspiel von Natur und Mensch geblieben ist. Natürliche und bevorzugte Siedlungszonen lagen in früheren Zeiten auf den nach Süden exponierten Bergschultern, die günstige klimatische Voraussetzungen für ganzjährige Siedlungen und ertragreiche Böden für die Landwirtschaft boten. Ein solcher Gunstraum ist im Montafon der Bartholomäberg, wo bereits für die Bronzezeit Acker- und Feldbau nachgewiesen wurde.
Das Montafon stellt eine Modellregion für interdisziplinäre Ansätze zur Erforschung der Besiedlungsgeschichte einer inneralpinen Tallandschaft dar. Vor dem Hintergrund einer intensiven mittelalterlichen Bergbautätigkeit sowie der postulierten Nutzung der Kupfer- und Eisenerzlagerstätten in prähistorischer Zeit führen wissenschaftliche Betrachtungen des Gebiets zu überraschenden Erkenntnissen. Im Fokus stehen Fragen nach den Anfängen und der Motivation der Besiedlung dieser Gebirgslandschaft und inwieweit und ab wann die Subsistenzwirtschaft – Vieh- und Weidewirtschaft, Sammelwirtschaft und Ackerbau – von Tätigkeiten im Bergbau ergänzt wurde. Mittlerweile ist durch archäologische Ausgrabungen, Prospektionen und vegetationsgeschichtliche Untersuchungen eine Nutzung der Tallandschaft seit der Zeit um 3000 v. Chr. nachgewiesen, wobei archäologische Befunde und Funde sowie naturwissenschaftliche Daten eine Siedlungstätigkeit zurück bis in die jüngere Frühbronzezeit (18./17. Jh. v. Chr.) belegen. Erstmals konnten der Umfang und die Intensität der Boden- und Landnutzung und der Einsatz von Feuer durch geomorphologische und bodenkundliche Untersuchungen im Kontext der frühen Siedel- und Wirtschaftstätigkeiten bis in höhere Lagen zwischen 1500 und 2000 m Höhe quantifiziert und qualifiziert werden. Sie belegen zusammen mit den vegetationsgeschichtlichen Untersuchungen eindrücklich, dass der Bartholomäberg seit der 1. Hälfte des 2. Jahrtausends ein intensiv genutzter Siedlungs- und Wirtschaftsraum war, der heute zurecht als die Wiege des Montafons bezeichnet wird.
Zum alten Bergbau im Montanrevier des Montafon
Die Grenzräume der Siedlungstätigkeit des Menschen reichten besonders in den vor- und frühgeschichtlichen Perioden über die natürlichen Siedlungszonen hinauf in
das Gebirge. Es waren die wirtschaftlichen Anreize, zu denen zunächst die guten Weiden in den submontanen und montanen Bergregionen zählten, die im Montafon
durch den begehrten Rohstoff Erz ergänzt wurden. Die polymetallischen Vererzungen im Montanrevier des Montafons, die Eisen- wie auch Kupfererze mit Silbergehalten aufweisen, wurden den montanarchäologischen und historischen
Quellen zufolge besonders im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ausgebeutet. Neueste Ergebnisse der Montanarchäologie am Bartholomäberg belegen, dass in
der Knappagruaba bereits in keltischer Zeit Bergbau betrieben und wohl Eisenerz abgebaut wurde. Mehrere Indizien sprechen nach den neuesten Forschungen dafür,
dass auch schon in der Bronzezeit das begehrte Kupfererz gewonnen wurde.
Die Geschichte der Besiedlung des Montafons steht daher in engem Zusammenhang mit seinen verkehrsgünstigen Pässen, der Weidewirtschaft und mit der Prospektion und dem Abbau von Erzen. Heute wissen wir aufgrund der interdisziplinären archäologischen Forschungen, dass das Montafon seit der Bronze- und Eisenzeit, also bereits vor 4000 Jahren, eine blühende inneralpine Siedlungskammer darstellte.